Schwester Theodora Fussek

„Großartig geführt worden“

Schwester Theodora Fussek

„Früher hatte ich viele Wünsche. Jetzt will ich nur noch, dass alle Menschen einmal in der Ewigkeit zusammenkommen. Aber ich muss auch meine nicht religiösen Verwandten mitnehmen. Ich glaube, dass ich deshalb noch hier herumkugeln muss.“

Die Jugend von Schwester Theodora Fussek – Jahrgang 1925 – fiel in die Zeit des zweiten Weltkriegs und ihre Heimat Österreich stand unter dem Einfluss des Nationalsozialismus. Ihre Eltern waren religiös und sie lehnten das Regime der Nazis ab, weshalb sie zur Lehrerausbildung nicht aufgenommen wurde. Vor diesem Hintergrund absolvierte Schwester Theodora zunächst eine dreijährige Fachschule und ging danach in den Arbeitsdienst.

Während des Kriegs hatte sie aber auch ihre ersten prägenden Erfahrungen mit Gott: „Mein Vater hatte damals aufgrund seiner politischen Haltung seine Stellung im Ministerium verloren. Er hätte aus der Kirche austreten und in die Partei eintreten sollen.“ Ihre Mutter hatte das abgelehnt, da ihr der Herrgott sechs gesunde Kinder gegeben hatte und man den Glauben nicht wechseln könne wie ein Hemd. „Wir bleiben treu und Gott wird uns helfen“, habe ihre Mutter gesagt und drei Monate später sei ihr Vater ohne Kirchenaustritt ins Ministerium zurückgeholt worden. „Wie sehr Gott auf uns aufgepasst hat, hat mich als Kind geprägt.“

Vor diesem Hintergrund ist auch ihre Reaktion nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 zu verstehen: Damals arbeitete Schwester Theodora in Tschechien. „Wir mussten paarweise sagen, dass wir dem Führer Adolf Hitler Treue bis zum Endsieg schwören“, erinnert sie sich. Als sie an der Reihe war, hat sie den Namen Adolf Hitler ausgelassen und stattdessen Jesus gesagt. „Damals hatte ich begonnen, mich mit dem Klosterleben auseinanderzusetzen“.

Nach dem Krieg besuchte sie die Fürsorgeschule. Während dieser Zeit hatte sie Kontakt zu Schützlingen von den Guten Hirtinnen. „Die Mädchen haben sich über die Schwestern beschwert und ich hatte ihnen damals alles geglaubt“, lacht Schwester Theodora, die auf diese Weise zum ersten Mal mit dem Orden in Berührung kam. Vor ihrem Eintritt in den Orden im Jahr 1949 traf sie sich mit der damaligen Provinzleiterin. „Das war eine Grande Dame und ihrer Zeit um 50 Jahre voraus. Sie hat mich überzeugt.“ Vorher habe sie falsche Vorstellungen vom Klosterleben gehabt. „Ich dachte, da herrscht ewige Stille. Aber bei den Schwestern vom Guten Hirten war es lebendig.“

Als ausgebildete Fürsorgerin konnte sich Schwester Theodora sofort im Orden nützlich machen. „Ich hatte immer die schwierigsten Mädchen.“ 1956 wurde sie in das damals neu gegründete Mutter-Kind-Heim nach Vill bei Innsbruck berufen. Es folgten Stationen in Baumgartenberg (1962 bis 1975), Salzburg (1975 bis 1977), Graz (1978) und Imst (1978 bis 1990), wo sie rund neun Jahre als Oberin und Religionslehrerin tätig war. Anschließend ging sie im Alter von 64 Jahren für weitere 19 Jahre nach Wien (1990 bis 2009). „Im Kloster bleibt man ja jung“, lacht Schwester Theodora. In Wien half sie am weiteren Ausbau der dortigen Aktivitäten. „Wir arbeiteten mit einem Verein zusammen, der Prostituierte aufgefangen hat. Wir hatten im Lauf der Zeit über Jahre etwa 200 Frauen aus dem Rotlichtmilieu aufgenommen und dabei mit der Caritas sowie der „Aktion Leben“ kooperiert. Von Wien kam Schwester Theodora 2009 nach Salzburg, wo sie sich bis zu ihrem Umzug nach Baumgartenberg im Jahr 2020 in der Schwesterngemeinschaft durch verschiedene Dienste aktiv engagiert hat.

Zu ihren Leidenschaften zählt ihre Arbeit als Organistin und das Organisieren von Festen. „Das bin ich von früher gewohnt: Damals hatten wir noch keinen Fernseher und deshalb wurde noch viel mehr Wert auf Festgestaltung gelegt.“ Nebenbei strickte sie noch Babykleidung für die „Aktion Leben“ in Salzburg.

Ob sie ihren Lebensweg auch ein zweites Mal so wählen würde? „Aus heutiger Sicht würde ich es nochmal genauso machen. Es ist alles so großartig geführt worden.“

„Alles, was Gott uns schickt, sollten wir dankend annehmen.“