Schwester Barbara Ehrlicher

„Der Orden bedeutet für mich die Barmherzigkeit Gottes“

Schwester Barbara Ehrlicher

„Ich möchte gut gestorben sein – im Sinne von abgeschlossen und vollendet. Ich möchte eines Tages sterben und die Zusage von Gott haben: Schön, dass Du da bist.“

Im Kloster St. Josef in Salzburg war Schwester Barbara Ehrlicher mit ihrer zupackenden Art und ihrer Entscheidungsfreude bis zum Umzug nach Baumgartenberg eine beliebte Ansprechpartnerin für die täglichen und nicht alltäglichen Dinge des Lebens.

Ruhestand kam für Schwester Barbara noch nicht in Frage: Als die gebürtige Würzburgerin im Juli 2017 nach vielen Stationen und Einsätzen für den Orden auf eigenen Wunsch in die Mozartstadt zurückkehrte, übernahm sie die Koordinierung der dortigen Lebensgruppe „Spiritualität und Charisma“. Noch 2019 organisierte sie in dieser Funktion gemeinsam mit ihren Mitschwestern und Mitarbeiterinnen eine Reise ins Mutterhaus nach Angers.

Nicht zuletzt wegen ihres Tatendrangs kann die Fränkin auf ein abwechslungsreiches Leben zurückschauen. In ihrer frühen Kindheit lernte sie jedoch zunächst Elend und Not kennen. Sie hat miterlebt, wie ihre Heimat durch Bombenangriffe in Schutt und Asche gelegt wurde. Zugleich wurde sie von einem auf soziale Belange achtenden Elternhaus geprägt, das ihr ein gutes Vorbild war. „Daraus entstand mein Wunsch, anderen Menschen zu helfen“, stellt Schwester Barbara fest.

Nach Kriegsende begann sie im Alter von 18 Jahren eine Ausbildung zur Säuglings- und Kinderkrankenschwester an der Uniklinik in Würzburg. Ihre ersten Erfahrungen mit einem Schwesternorden machte sie 1960, als sie der Gemeinschaft der Ursulinen beitrat. Es folgten qualifizierte Ausbildungen als Katechetin sowie als Heim- und Heilpädagogin. Damals engagierte sie sich mit großer Begeisterung im Rahmen der „Gemeinschaft Christlichen Lebens“ in der Begleitung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Nach ihrem Austritt aus dem Ursulinen-Orden im Jahr 1975 arbeitete sie zunächst mit mehrfach behinderten Kindern und Jugendlichen, bevor sie 1977 eine Stelle als Erzieherin bei den Schwestern vom Guten Hirten in München annahm. „Dadurch habe ich den Orden kennengelernt“, erinnert sich Schwester Barbara, die damals besonders von einem Zitat der Heiligen Maria Eufrasia beeindruckt war: „Wenn Ihr einen Menschen zum Guten führen wollt, dann nehmt eine Tasse Milch mit. Vergesst aber nicht, den Honig hineinzutun“.

Dieser Ausspruch sollte Schwester Barbara fortan begleiten, die am 9. Januar 1983 im Alter von 44 Jahren in den Orden der Schwestern vom Guten Hirten eintrat. Nach dem Noviziat wurde sie in verschiedenen Mädchengruppen als Erzieherin eingesetzt, bevor sie 1988 die Leitung des damaligen Mutter-Kind-Heims in Vill übernahm. „Das entsprach meinem ursprünglichen Beruf als Säuglings- und Kinderkrankenschwester und ich hatte das Gefühl, angekommen zu sein“, schwärmt Schwester Barbara, die später eine ähnliche Funktion als Leiterin des Mutter-Kind-Heims in Feldkirch erfüllte.

Nach der Vereinigung der Provinzen Österreich – Schweiz führte sie 1995 der Weg nach Zürich, wo sie im Auftrag des Ordens ehrenamtlich bei der Notschlafstelle für drogenabhängige und in der Prostitution lebende Frauen, beim „Verein Zora“, gute Dienste leistete. An diese Zeit hat Sr. Barbara wenig gute Erinnerungen: „Wir versuchten den Frauen Schutz vor ihren Zuhältern zu bieten, die sie misshandelten und bedrohten, dabei gerieten wir selbst immer wieder zwischen die Fronten. „Das waren meine schlimmsten Erfahrungen“, bekennt Schwester Barbara, die 1996 in das Mutter-Kind-Heim nach Feldkirch zurückkehrte. Dort blieb sie, bis die Einrichtung am 31. Dezember 1998 an die Caritas übergeben wurde.

Jetzt kam ihr zugute, dass sie sich in den Jahren zuvor in „geistlicher Begleitung“ ausbilden ließ. Ab 1999 engagierte sie sich ehrenamtlich als Ansprechpartnerin in der niederschwelligen ökumenischen Beratungsstelle „der Brunnen“ im Innsbrucker Einkaufszentrum DEZ. Elf Jahre später, 2010, wurde sie nach Salzburg versetzt, um dort die Schwestern in der Krankenstation zu begleiten.

Es folgte noch eine weitere Aufgabe als Leiterin des Gästehauses in Vill, die sie in der Zeit zwischen 2010 und 2013 übernahm. Danach lebte Schwester Barbara vier Jahre in Völs, wo sie unter anderem Besuchsdienste für Kinder in einer Krebsstation übernahm und sich weiter in die Ordensgeschichte vertiefte. 2017 kehrte sie nach Salzburg zurück.

Und die Bilanz nach rund 37 Jahren als Gute Hirtin? „Ich würde mich auch heute wieder für dieses Leben und diesen Orden entscheiden“, betont Schwester Barbara. „Der Orden bedeutet für mich die Barmherzigkeit Gottes. Die Heilige Maria Eufrasia habe es mit der folgenden Aussage gut ausgedrückt: „Ein Mensch ist mehr wert als die ganze Welt. Diese Botschaft gilt für Alle.“

Nach einem erfüllten Leben im Orden hat Schwester Barbara nur noch einen Wunsch: „Ich möchte gut gestorben sein – im Sinne von abgeschlossen und vollendet. Ich möchte eines Tages sterben und die Zusage von Gott haben: Schön, dass Du da bist.“

„Ein Mensch ist mehr wert als die ganze Welt. Diese Botschaft gilt für Alle.“