Schwester Michaela Waidhofer

„Der gute Geist der Pforte“

Schwester Michaela Waidhofer

„Ich wünsche mir, dass die Menschen erfahren, wie schön es ist, gläubig zu sein, in der Kirche zu leben und auch Ordensfrau zu sein.“

Bescheiden, hellwach, humorvoll und schlagfertig: Mit diesen Worten lässt sich Schwester Michaela gut beschreiben. Als Jugendliche wollte sie Missionarin werden, doch ihr Leben sollte anders verlaufen.

Nach Kriegsende musste sie zunächst auf einem Bauernhof ihren Lebensunterhalt verdienen. Mit 14 Jahren arbeitete sie 16 Stunden am Tag im Stall, im Wald und auf dem Feld. „Und im Winter bin ich bis in die Nacht hinein am Spinnrad gesessen“, erinnert sich die heute 88jährge. Für 75 Schillinge habe sie sich damals ein Fahrrad gekauft, für welches sie drei Monate lang arbeiten musste.

Mit 18 Jahren hatte sie schweres Asthma und konnte nachts kaum noch schlafen. „In der Mission hätten sie mich in diesem Zustand nicht genommen,“ ist Schwester Michaela überzeugt. In dieser Situation meldete sie ihr Vater in der Hauswirtschaftsschule im Kloster Baumgartenberg an, die sie von 1950 bis 1951 besuchte. 1952 trat sie in den Orden ein und absolvierte in Graz ihr zweijähriges Noviziat. „Dass es der Orden der Schwestern vom Guten Hirten geworden ist, hat sich einfach so ergeben.“ Danach blieb sie noch weitere 17 Jahre in Graz, um dort in Haus, Hof und Garten zu helfen. „Ich habe die Schweine gefüttert und rund 13 Jahre in unserer Gärtnerei gearbeitet“, erinnert sich Schwester Michaela. Außerdem war sie einige Zeit als Stationshilfe im Landeskrankenheus tätig, um sich im Bereich der Krankenpflege weiterzubilden. „Danach arbeitete ich im Haus mit den Ärzten zusammen, sogar mit dem Herrn Hofrat. Der war ganz erstaunt, dass ich das kann“, lacht sie.

1971 wurde Schwester Michaela nach Obersiebenbrunn in der Nähe von Wien versetzt. „Ich habe dort geputzt und die Wäsche genäht … und ich kann eh so gut nähen“, sagt sie mit einem ironischen Augenzwinkern. Trotzdem fiel ihr nach zwei Jahren der Abschied schwer, als das Haus 1973 geschlossen wurde. Der weitläufige Schlosspark und die Nähe zur Natur hatten es ihr angetan. Danach war sie ein paar Monate in Graz, bis sie nach Salzburg kam, um dort fast 47 Jahre zu bleiben. „Ich habe überall gearbeitet wo man mich gebraucht hat.“ Zuletzt war sie an der Pforte, wo sie auch viel Kontakt zu den rund 50 Bewohnern des Studentenwohnheims hatte „Kontakt zu den Menschen ist mir wichtig. Ich bin ja auch ein „komischer Mensch“. Ich rede mit den Leuten. Auch im Bus“, berichtet sie. Deshalb sei sie in Salzburg auch „überall bekannt“.

Auf den Umzug nach Baumgartenberg im Jahr 2020 blickt sie mit Gelassenheit und Weisheit: „Ich setze mich auf nichts fest. Heute lebe ich heute. Und morgen lebe ich morgen. Ich sehe wie es kommt. Ich mache mir da kein Kopfzerbrechen. Sonst zermürbt man sich ja.“ Diese Erkenntnis war für Schwester Michaela der Schlüssel zu einem friedvollen Leben, für welches sie dankbar ist: „Der liebe Gott hat mir viel geschenkt und die Arbeit hat mir gut gefallen. Wie es angeordnet wurde, so habe ich es gemacht.“

Vor diesem Hintergrund habe sie auch keine unerfüllten persönlichen Wünsche mehr. „Ich habe alles, was ich brauche. Für meine Mitmenschen wünsche ich mir, dass Frieden herrscht, dass die Grausamkeiten ein Ende nehmen und jeder was zum Essen hat und einen Platz zum Schlafen.“

Und am Schluss des Gesprächs blitzt wieder ihr unnachahmlicher Humor durch: „Ich bin zufrieden, nur nicht mit mir, weil ich so ein großes Mundwerk habe – furchtbar. Jetzt höre ich aber auf zu reden.“

„Man sollte auf sein Innerstes hören und seine Berufung erspüren und danach Leben. Das ist der Schlüssel zu einem glücklichen Leben.“