Schwester Michaela Schreiner

„Am Ende bleibt man Mensch“

Schwester Michaela Schreiner

„Ich wünsche mir, dass die Menschen in Frieden leben und Frieden in ihren Herzen haben – Frieden für die Welt.“

Als Verantwortliche im Kloster Baumgartenberg spielte Schwester Michaela, Jahrgang 1942, eine wichtige Rolle bei der Übersiedelung ihrer Mitschwestern von Salzburg nach Baumgartenberg. Sie leistete Überzeugungsarbeit, half beim Vorbereiten und Einrichten der Räumlichkeiten und beantwortete ihren Mitschwestern schon im Vorfeld viele Fragen. Am Gelingen des im Jahr 2020 durchgeführten Umzugs hatte sie maßgeblichen Anteil.

Getragen wird sie von ihrem tiefen Gottvertrauen. „Man sollte sich nicht zu viele Sorgen machen, denn Gott führt und begleitet uns. Ich habe deshalb immer die Zuversicht, dass am Ende alles gut wird.“ Die Freude an der Hingabe für Gott spürte Schwester Michaela schon in jungen Jahren. Sie wuchs mit ihren vier Schwestern in der Steiermark auf und wurde religiös erzogen. Mit 16 absolvierte sie eine musikalische Ausbildung in Graz, wo sie auch erstmals mit Ordensschwestern in Kontakt geriet. „Das hat mich damals aber nicht angesprochen“, erinnert sich Schwester Michaela.

Erst mit 19 nahm sie den Gedanken an ein Leben im Kloster wieder auf und zog verschiedene Orden in Betracht. Während einer Zugfahrt von Graz nach Innsbruck im Jahr 1963 lernte sie schließlich eine Schwester vom Guten Hirten kennen und stellte ihr viele Fragen. „Dabei hatte sie nicht versucht, mich für ihren Orden anzuwerben. Das hat mir sehr gefallen.“ Außerdem überzeugte sie die Aufgabe, sich für Mädchen aus schwierigen Verhältnissen einzusetzen und ihnen eine Mutter sein zu können. „Ich wollte nicht Krankenschwester sein, sondern Erzieherin“. 1964 trat Schwester Michaela im Alter von 22 Jahren in den Orden ein.

Nach dem Noviziat arbeitete sie 11 Jahre in den Sozialpädagogischen Jugendheimen in Graz, Obersiebenbrunn und Salzburg in einer Mädchengruppe und danach 18 Jahre im Privatinternat in Baumgartenberg. Zu manchen Schülerinnen hat sie noch heute Kontakt. „Aus den Gesprächen mit den mittlerweile längst erwachsenen ehemaligen Schülerinnen bekomme ich immer wieder die Bestätigung, dass unsere Erziehung viel gebracht hat“. Vieles von damals sei noch in guter Erinnerung geblieben und „die Mädchen wissen immer noch, was ich einst zu ihnen gesagt habe.“

Eine weitere wichtige berufliche Station von Schwester Michaela war ihre neunjährige Tätigkeit in der Pfarre, in der sie sich einen Kindheitstraum erfüllte: „Ich durfte dort am Altar stehen und Wortgottesdienste leiten. Aber auch die Nähe zu den Menschen und das für sie Dasein in jeder Lebenslage hat mich sehr bereichert.“ Begleitet wurde sie dabei immer von der Gewissheit, von Gott geführt zu werden und dass „es dadurch besser und schöner geworden ist, als ich es mir hätte träumen lassen“.

Ein Beispiel dafür ist das Labyrinth, das Schwester Michaela in den Jahren 2008 und 2009 im Garten des Klosters Baumgartenberg hat anlegen lassen. Geplant wurde es von Gernot Candolini, einem bekannten Gestalter von Labyrinthen aus Innsbruck. Die örtliche Straßenbaubehörde half beim kostenlosen Ausbaggern der Erde. Im Mai 2009 konnte Schwester Michaela das Labyrinth eröffnen, das seither gut von den nach Entspannung suchenden Menschen angenommen wird. „Manchmal finde ich in der Mitte des Labyrinths eine Blume oder einen Stein.“

Die Eröffnung des Labyrinths, die Arbeit mit jungen Menschen oder auch der Besuch einer großen Pilgergruppe (600 Personen aus dem Burgenland) im Jahr 2015 gehören zu den schönsten Erlebnissen von Schwester Michaela. Ihre Verbundenheit zu Gott und der Spiritualität hat deshalb nie nachgelassen – ganz im Gegenteil. Auch mit 78 Jahren verspürt Schwester Michaela, dass sie immer ruhiger und stärker wird und „die Dinge nicht mehr so tragisch nimmt“. Man müsse immer an sich selbst arbeiten und sich auch mal eingestehen, dass manches nicht so gut gelungen ist. „Am Ende bleibt man Mensch“, bringt es Schwester Michaela auf den Punkt. Ihr größter Wunsch lautet, dass die Menschen weltweit im Frieden leben und mehr Frieden in ihren Herzen tragen.

„Der Mensch sollte sich nicht zu viele Sorgen machen, denn Gott führt und begleitet ihn. Am Ende wird alles gut.“