Graz

1958 – 1987

Graz

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Im Jahr 1858 wurden die „Guten Hirtinnen“ unter Fürstbischof Attems nach Graz berufen. Auch hier gab es Mädchen und junge Frauen in Not, für die ein Zufluchtsort geschaffen und unterhalten werden sollte. 1878 öffneten die Schwestern im Grazer Stadtbezirk Lend am Kalvariengürtel ein Waisenhaus und betrieben eine eigene Landwirtschaft. 1892 kam ein Heim für anfangs rund 70 Mädchen hinzu. Außerdem diente Graz als Ordensausbildungsstätte zum Absolvieren des Noviziats.

Mit einer Kochschule und Nähwerkstätte wurden ab 1937 die ersten beruflichen Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen. Zwei Jahre später wurde das Gebäude durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt und die Schwestern und Heimbewohnerinnen mussten das Kloster verlassen. 1946 begann der Wiederaufbau mit einem Kindergarten und einem Mädchenwohnheim. Außerdem gingen 1947 eine Haushaltungsschule, eine zweijährige Gewerbeschule für die Wäschewaren-Erzeugung sowie eine einjährige Hauswirtschaftliche Fachschule an den Start.

1964 wurde ein neues Schulgebäude errichtet und das Ausbildungsangebot erweitert. Zur Wahl standen jetzt die Berufe Damenkleidermacher, Wäschewarenerzeuger, Köchin und Friseurin mit externer Berufsschule. Im Schulgebäude betrieben die Schwestern einen öffentlichen Frisiersalon. Während ihrer Ausbildung erhielten die Mädchen eine Lehrlingsentschädigung. Außerdem konnten die Mädchen eine einjährige Haushaltungsschule oder eine dreijährige Fachschule für wirtschaftliche Berufe besuchen. Eingewiesen wurden die Mädchen von Jugendämtern verschiedener Bundesländer, die auch die Dauer der jeweiligen Aufenthalte festlegten.

Bei den Schwestern vom Guten Hirten in Graz lebten bis zu 180 Mädchen, die in sechs Gruppen eingeteilt waren. Eine dieser Gruppen stand jungen Teenager-Müttern offen, die dadurch trotz ihrer Verantwortung für ihre Säuglinge einen Beruf erlernen konnten. Das Mutter-Kind-Wohnheim bot Platz für 18 bis 20 junge Mütter.

1978 wurden das Mädchenheim und die Schulräumlichkeiten an die „Steirische Vereinigung für Menschen mit Behinderung“ vermietet und später verkauft. Ein weiterer Teil des Hauses wurde 1979 dem Pfarrkindergarten überlassen. 1987 zogen sich die Schwestern aus Graz zurück.