Schwester Katharina Thottathil

„Ich bin das Werkzeug Gottes“

Schwester Katharina Thottathil

„Man sollte mehr an unseren großen Gott glauben. Es ist so schade, dass viele Menschen daran nicht glauben können. Es ist so eine schöne Erfahrung“.

Schon als Kind wollte Schwester Katharina Thottathil ins Kloster. Mit 6 Jahren spürte die Inderin ihre Berufung und mit 18 ist sie in Österreich dem Orden beigetreten. „Eine Berufung ist ein Geschenk seiner Liebe. Mehr kann man nicht dazu sagen.“

Als Schwester Katharina 1967 von Indien nach Österreich kam, kannte sie den Orden der Schwestern vom Guten Hirten noch nicht. Ein Priester vermittelte sie und einige Mädchen damals nach Graz. Dort trat Schwester Katharina in den Orden ein und absolvierte ihr Noviziat. Nach ihrer Ordensausbildung besuchte sie eine Krankenpflegeschule.

1975 kam sie nach Baumgartenberg, um dort 15 Jahre die Krankenstation zu leiten und ihre älteren Mitschwestern zu pflegen. 1990 zog sie nach Feldkirch, um sich dort weitere 21 Jahre der ambulanten Hospizarbeit zu widmen. Während dieser Zeit war sie außerdem im Kommunionhelferdienst tätig. In dieser Funktion brachte sie Patienten die heilige Kommunion. 2011 folgten Einsatzjahre mit verschiedenen beruflichen Stationen in Feldkirch, Salzburg und im Gästehaus in Vill. Anschließend  verbrachte sie vier Jahre in Völs im Dienst der Seelsorge für Alte und Kranke. Im August 2019 erfolgte ihr vorletzter Umzug nach Salzburg, wo sie sich um die Sakristei und ältere Schwestern kümmerte. Sie lebt jetzt in der Gemeinschaft in Baumgartenberg.

Zu ihren unvergesslichen Erinnerungen gehört ein Gespräch mit einem Hospiz-Mitarbeiter, der sie fragte, was sie denn Gutes für ihre Heimat tun würde. Darauf entgegnete Schwester Katharina, dass sie eine arme Ordensschwester sei und diesbezüglich nicht viele Möglichkeiten habe. Der Mann antwortete ihr, dass sie unbedingt etwas gegen die Armut unternehmen müsse. „Das hat mich so betroffen gemacht, dass mir fast schlecht geworden wäre“, erinnert sich die 71jährige, die daraufhin einen Plan fasste:                                                                                      Um an Geld zu kommen, beteiligte sie sich in ihrer Freizeit an Weihnachts- und Ostermärkten, auf denen sie eigene Handarbeiten verkaufte. „Ich habe niemanden um Geld gebeten, aber viele Stunden in der Kälte gestanden“, berichtet sie. Mit den Einnahmen hat sie in Indien – vor Ort unterstützt von ihrem Bruder – mittlerweile 122 einfache Häuser gebaut und armen Menschen (unabhängig von ihrer Religion), zu einem Dach über dem Kopf verholfen. Zum Teil wurden bestehende Häuser renoviert oder neu gebaut. Außerdem sind 24 Brunnen entstanden. Ihr religionsübergreifendes Engagement geht auf ihre Überzeugung zurück, dass es auf der Welt nur um ein gemeinsames friedvolles Zusammenleben gehe. „Ich möchte nicht die anderen Religionen ändern. Das Zusammenbringen überlassen wir Gott und dafür kann man beten.“

Ihre Tatkraft stehe in direkter Verbindung mit ihrem Glauben. „Wenn Du Glauben hast und keine Tatkraft, dann ist der Glaube wertlos. Deshalb hat mir das Projekt Freude gemacht. Aber es ist nicht mein Werk, sondern ich bin nur das Werkzeug von Gott.“ Diesen Glauben wünscht Sie sich von allen ihren Mitmenschen: „Man sollte mehr an unseren großen Gott glauben. Es ist so schade, dass viele Menschen daran nicht glauben können. Es ist so eine schöne Erfahrung“. Wenn mehr Menschen Glauben hätten, würde wohl auch ihr zweiter Wunsch in Erfüllung gehen, dass die Menschen in Liebe und Frieden leben und mehr Barmherzigkeit üben.

Ob Schwester Katharina noch einmal denselben Weg einschlagen würde, kann sie nicht genau sagen. „Wenn ich wiederkäme, würde ich vielleicht eher in die Verkündigung gehen.“

„Ich wünsche mir wirklich, dass die Menschen in Liebe und Frieden leben und mehr Barmherzigkeit üben.“