„Wieder mal die Jüngste“
Schwester Regina Tönnissen
„Es ist wichtig, Gottes Stimme zu hören und zu vertrauen, dass er uns den Weg zeigt.“
Anderen Menschen helfen wollte Schwester Regina Tönnissen schon immer: Bereits im Alter von 14 Jahren arbeitete sie als Stationshilfe in einem westdeutschen Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen. Zwei Jahre später begann sie dort ihre Ausbildung zur Pflegehelferin, die von 1966 bis 1968 dauerte. „In dem Krankenhaus gab es auch Ordensschwestern, deren Lebensform mir gefallen hat“. Eine der Schwestern habe ihr den „Tipp mit den Guten Hirtinnen in Münster gegeben“.
1976 trat Schwester Regina als kontemplative Schwester in den Orden ein und durchlief dort mehrere berufliche Stationen vom Nähzimmer über das Wäschezimmer bis hin zur Krankenpflege. 1995 kam auch noch der Bereich Fußpflege hinzu. „Bei den kontemplativen Schwestern lebt man wie in einer Großfamilie, von der man als Gemeinschaft getragen wird. Erst waren wir 34 und jetzt sind es nur noch 2 Schwestern, die in Hofheim im Rhein-Main-Gebiet leben. Ich war immer die Jüngste und es war eine sehr schöne Zeit.“
2003 erhielt sie eine Anfrage, ob sie nicht nach Vill bei Innsbruck kommen wolle, um die dortige kleine kontemplative Gemeinschaft mit philippinischen Schwestern zu ergänzen. Schwester Regina sagte zu und aus den ursprünglich vereinbarten drei Monaten wurde schnell ein ganzes Jahr. Letztlich blieb sie bis 2012.
In der Zwischenzeit war in ihr der Wunsch gereift, vom kontemplativen in den apostolischen Zweig des Ordens zu wechseln. „Als kontemplative Schwester lebt man zurückgezogen mit ausgedehnten Gebetszeiten, gemeinsamen Erholungsphasen und sehr strikten Abläufen“, erklärt Schwester Regina. „Ich spürte aber, dass ich noch mehr mit Menschen zusammenarbeiten wollte, wobei der Weg normalerweise in der anderen Richtung verläuft.“ Ein Start als apostolische Schwester schon gleich im Jahr 1976 wäre für sie jedoch nicht möglich gewesen. „Der Weg war gut für mich, denn anfangs war ich noch nicht so weit. Gott hat mich richtig geführt, denn die Zeit der Reife war notwendig.“
Vor diesem Hintergrund begann sie 2012 mit verschiedenen Praktika im apostolischen Zweig. Innerhalb von drei Jahren arbeitete sie in Völs bei einer dortigen Kindergruppe sowie in Fribourg und Salzburg. In Völs schloss sie eine weitere Ausbildung zur Altenseelsorgerin ab. Später wechselte Schwester Regina nach Salzburg, wo sie bis 2019 blieb.
„Der Übertritt vom kontemplativen in den apostolischen Zweig im Jahr 2016 war für mich ein großes Ereignis“, erinnert sich Schwester Regina, die sehr gerne mit alten Menschen arbeitet. Helfen zu können sei für sie „das Hinausgehen zu den Menschen, um die Botschaft Gottes weiterzutragen. Als Ordens-Christin sehe sie Christus in allen meinem Mitmenschen. Das, was wir einem anderen tun, das tun wir Christus.“ Dabei habe sie immer was dazu gelernt und jetzt sei sie „rundherum glücklich.“
Seit ihrem Umzug nach Baumgartenberg im Jahr 2019 ist Schwester Regina im dortigen Seniorium aktiv. „Es ist manchmal so spaßig mit den alten Leuten“, berichtet sie. Neulich sei die bald 70jährige auf ein Alter von 25 bis 30 geschätzt worden. Ihre jugendliche Erscheinung führte ihr Gegenüber auf ihren Familienstand zurück. Wenn Sie nicht verheiratet sei, müsse sie sich ja auch nicht ärgern.
„Das Arbeiten mit den alten Menschen ist sehr bereichernd, denn es kommt so viel zurück und die Senioren können sich über die kleinsten Dinge freuen.“ Das sei für sie der größte Dank. „Ich bin hier in Baumgartenberg sehr gut aufgehoben und nach wie vor als Schwester vom Guten Hirten tätig.“ Während in Salzburg eine Ära zu Ende gegangen sei, gehe es in Baumgartenberg noch weiter, um den Schwestern einen guten Lebensabend zu gestalten. „Hier bin ich momentan wieder mal die Jüngste.“
Ob sie sich aus heutiger Sicht auch ein zweites Mal für ein Leben als Ordensschwester entscheiden würde, beantwortet Schwester Regina mit einem klaren: „Ja, ohne Zweifel“. Das Ordensleben habe ihr sehr viel gegeben. „Ich fühle, dass ich getragen werde.“